Was wir von Mister Mickey Mouse fürs Schreiben lernen können
Walt Disney – der Mann, der Mäuse berühmt machte, Träume zum Leben erweckte und die Welt der Geschichten revolutionierte, hat (also hätte) heute Geburtstag (gehabt).
Darum schauen wir heute nicht nur auf die ikonischen Zeichnungen und Filme dieses Genies, sondern auch darauf, was er für die Welt der Autor:innen geleistet hat. Denn Disney war nicht nur ein Visionär der Animation, sondern auch ein Meister darin, Geschichten zu entwickeln – und das auf eine Art, die bis heute in der Kreativarbeit genutzt wird: mit der Walt-Disney-Methode.
Walt Disney: Mehr als nur ein Zeichner
Walt Disney war ein brillanter Geschichtenerzähler. Er verstand es, aus einfachen Ideen ganze Welten zu erschaffen – ob das ein sprechender Elefant war, der fliegen konnte (Dumbo), oder ein Abenteuer im Dschungel (Das Dschungelbuch).
Doch was Disney so besonders machte, war sein Ansatz:
Er sah Geschichten immer aus mehreren Perspektiven.
Das führte zu der sogenannten Walt-Disney-Methode, einer Technik, die Kreativität und Struktur auf einzigartige Weise verbindet. Diese Methode ist nicht nur für Animationsfilme oder Drehbücher geeignet, sondern wird längstr auch im Business-Kontext verwendet. Und auch Romanautor:innen – ob sie alleine schreiben oder im Team arbeiten – können jede Menge mit der Methode durchleuchten.
Was ist die Walt-Disney-Methode?
Die Walt-Disney-Methode ist ein kreativer Denkprozess, der auf drei Rollen basiert - so eine Art Rollenspiel fürs Potten (nur ohne Verkleiden). Diese Rollen sind dafür zu besetzen:
1. Der Träumer / Die Träumerin
2. Der Realist / Die Realistin
3. Der Kritiker / Die Kritikerin
Jede dieser Rollen steht für eine andere Denkweise, die dabei hilft, Ideen zu entwickeln, zu strukturieren und zu überprüfen.
Disney nutzte diese Methode, um sicherzustellen, dass seine Projekte sowohl kreativ als auch umsetzbar waren – ohne dabei die Schwachstellen aus den Augen zu verlieren (es heißt übrigens, Disney habe diese Methode nicht alleine entwickelt, sondern im Team mit seinen Mitarbeitern ... würde mich nicht wundern, wenn er dafür genau diese Methode angewendet hat ♾️).
Wie funktioniert die Methode?
Die Walt-Disney-Methode teilt den kreativen Prozess in drei klar getrennte Phasen, die den einzelnen Rollen (s.o.) zugeordnet werden:
1. Der Träumer/ die Träumerin (sorry, Walt, wir gendern eben heute): Die Bühne der Fantasie
In der Phase des Träumers/ der Träumerin geht es darum, alle Ideen zuzulassen – egal, wie verrückt, unrealistisch oder unmöglich sie wirken. Es gibt keine Regeln, keinen inneren Kritiker:innen.
Diese Phase ist reine, ungezügelte und unzensierte Fantasie:
Was wäre, wenn?
Welche Szenen, Figuren oder Wendungen könnte es geben?
Beispiel fürs Schreiben:
- Stelle dir vor, wie dein Roman aussieht, wenn er fertig ist: Welche Emotionen löst er aus? Was macht ihn einzigartig?
- Brainstorme frei, ohne dabei an Machbarkeit oder Logik zu denken.
Hilfsmittel:
- Schreibe Stichpunkte oder Mindmaps.
- Nutze kreative Fragen wie: „Was wäre, wenn mein Protagonist plötzlich…?“
2. Der Realist /Die Realistin: Die Brücke zur Machbarkeit
Nachdem der Träumer/ die Träumerin wild drauflosgesponnen hat, übernimmt der Realist/ die Realistin das Kommando.
Er/ Sie fragt: Wie können wir diese Idee umsetzen?
Hier werden konkrete Pläne gemacht, Szenen strukturiert und Figuren weiterentwickelt. Es geht darum, aus den Ideen des Träumers ein funktionierendes Konzept zu formen.
Beispiel fürs Schreiben:
- Plane die Handlung deines Romans: Was passiert in Kapitel 1? Was ist der Höhepunkt?
- Überlege, wie deine Figuren auf bestimmte Situationen reagieren
- Lege den Umfang fest und wie viel Zeit dafür benötigt wird
Hilfsmittel:
- Erstelle ein Plotdiagramm.
- Arbeite mit Kapitelskizzen oder Szenenbeschreibungen.
3. Der Kritiker/ Die Kritikerin: Durch die Lupe geschaut
Jetzt kommt der Kritiker/ die Kriktikerin ins Spiel. Seine/ ihre Aufgabe ist es, die Ideen des Träumers und die Pläne der Realistin kritisch zu hinterfragen.
Was funktioniert? Wo sind Schwachstellen?
Der Kritiker/ die Kritikerin ist streng, aber nicht destruktiv. Ziel ist es, das Beste aus der Idee herauszuholen.
Beispiel fürs Schreiben:
- Lies deinen Text mit den Augen einer Lektorin: Wo wird es langweilig? Gibt es Logikfehler?
- Überlege, welche Kritik eine potenzielle Leserin äußern könnte – und wie du diese Punkte verbessern kannst.
Hilfsmittel:
- Notiere mögliche Schwächen und Lösungsvorschläge.
- Lies laut vor, um Stolperstellen zu finden.
Wie kann man die Methode anwenden?
Alleine schreiben
Auch als Einzelkämpfer:in kannst du die Walt-Disney-Methode nutzen.
Am besten funktioniert sie, wenn du die drei Rollen bewusst voneinander trennst. Nimm dir Zeit für jede Phase und lasse sie nicht ineinander übergehen.
Zum Beispiel:
- Vormittags/ Montag bist du die Träumerin und brainstormst neue Ideen.
- Nachmittags/ Dienstag schlüpfst du in die Rolle der Realistin und planst.
- Am nächsten Tag (könnte dann der Mittwoch sein) setzt du die Kritiker-Brille auf und überprüfst deine Arbeit.
Im Team arbeiten
Wenn du im Team schreibst (z. B. an einem Drehbuch oder einer Kurzgeschichte oder wenn du Plot-Buddys hast), können die Rollen auf verschiedene Personen verteilt werden:
- Die Träumerin spinnt Ideen ohne Einschränkungen.
- Die Realistin moderiert und setzt diese Ideen in einen Kontext.
- Die Kritikerin überprüft die Machbarkeit und gibt Feedback.
Fazit: Was wir von Disney fürs Schreiben lernen können
Walt Disney hat uns nicht nur unvergessliche Geschichten geschenkt, sondern auch gezeigt, wie wir unsere eigene Kreativität besser nutzen können.
Die Walt-Disney-Methode ist ein Werkzeug, das es ermöglicht, Träume, Struktur und Kritik in einem kreativen Prozess zu vereinen. Egal, ob du allein oder im Team schreibst – diese Methode hilft dir, deine Geschichten auf ein neues Level zu heben.
Und wenn du Lust hast, deine kreative Denkweise zu trainieren, dann schnapp dir mein Buch „Auf die Lücke, fertig, los!“. Darin findest du 52 Schreib-Workouts, die dir helfen, den Träumer, den Realisten und den Kritiker in dir zu wecken.
Lass uns Walt Disney zum Geburtstag die Ehre erweisen – und dabei unsere eigenen magischen Geschichten schreiben! 🎈✍️
Fun Fact: Es kann nur eine Maus geben!
Wusstest du, dass es nur EINE Micky Maus gibt?
Hört sich easy an, erfordert aber organisatorische Höchstleistungen.
Denn: Es dürfen in den Disney-Lands nicht gleichzeitig mehrere Micky Mäuse auftreten - immer nur EINE. Nicht nur ist darauf zu achten, dass im Disney Land Florida nur eine Person im Micky Maus Kostüm herumläuft. Es darf auch nicht zeitgleich eine Maus in Paris spazieren gehen. Und auch im TV ist keine Micky Maus Sendung erlaubt, wenn Mister Micky gerade am Eingang des Tokyoer Disney Lands steht.
Jedenfalls war das in den 90ern so, als ich CvD beim Disney Club war.
Tja, ob das im Zeitalter von Streaming wirklich noch umgesetzt werden kann ... Daran habe ich meine Zweifel.
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