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Autofiktionales Schreiben - wahr oder geflunkert?

Autobiografisches Schreiben? Klingt nicht gerade sexy. Da denken wir doch sofort an Fakten, lahme Anekdoten und historische Bezüge. Gähn. 

 

So ein Leben ist selten so aufregend, wie wir es gern hätten, oder?

 

Zum Glück gibt es da eine Lösung: Autofiktion. Das beste aus dem eigenen Leben, herausgefiltet, aufgekocht und mit einer gehörigen Portion kreativer Freiheit aufgepimpt. 

 

Lecker (ich sollte keine Blogbeiträge mit leerem Magen schreiben). 

Fiktion oder Biografie - welches Auto fährst du?

Autobiografisch schreiben macht nur dann Spaß, wenn du entweder ein wildes Rockstar-Leben hattest oder du unter unbändiger Anstrengung etwas übermenschliche erreicht hast. Sorry, zu den Super-Heldeinnen gehöre ich halt nicht.

 

Für uns Normalos bietet die Autofiktion eine schöne Alternative. Hier musst du nicht sklavisch an der Realität kleben – reicht ja, dass das schon 24/7 der Fall ist. Du kannst die Momente deines Lebens, die wirklich was zu sagen haben, hervorheben, ohne alles detailgetreu abzubilden. Die Auto-Bio-Fraktion will den Fakt, die Auto-Fiktion schärft den Fokus. Hier geht es um die Essenz, nicht um die Wahrheit (gähn). 

Privatsphäre für Plaudertaschen

Das Beste an der Autofiktion: Dein Privatleben bleibt privat.

 

Du kannst die inspirierenden, tiefgehenden Momente deines Lebens teilen, ohne die peinlichen Details preiszugeben. Niemand muss wissen, dass der „große Wendepunkt“ eigentlich ein banaler Streit mit deiner Nachbarin war. In der Autofiktion kannst du aus dem Streit eine epischen Kampf zwischen Gut und Böse zaubern, der dein Leben verändert – und niemand wird hinterfragen, warum du das Bedürfnis hattest, dich von Kratzspuren inspirieren zu lassen.

 

Und: In der Autofiktion musst du nicht fürchten, dass deine Freund*innen beleidigt sind, weil sie als Charaktere in deinem Buch gelandet sind.

 

Die Verfremdung erlaubt es dir, alle ein bisschen zu verstecken und gleichzeitig deine Ideen auszuleben. So kannst du auch heikle Themen, wie Familiengeheimnisse oder nervige Ex-Beziehungen, ansprechen, ohne dass bei der nächsten Familienfeier jemand verstimmt ist.

Lieber gut geflunkert als langweilige Realität

Klar, beim autobiografischen Schreiben geht’s um die Fakten, aber mal ehrlich: Gibt es im Leben immer diese hollywoodreifen Momente, in denen alles perfekt zusammenpasst? Nein. Und es gibt auch kein Zwischenzeugnis, das man schon vor Eintritt in die Ewigkeit ausgehändigt wird, auf dem steht: Sie hat ihr Leben dazu verwendet, um herauszufinden, wie man die Lesenden durch Schreiben verzaubern kann . 

 

Autofiktion konzentriert sich auf die emotionale Wahrheit. Das heißt, es zählt mehr, was du empfunden hast, als wie genau die Dinge abgelaufen sind - denn das, was du dir ausdenken kannst, ist ja viel spannender als die Realität. Autofiktion ist die Einladung, die Essenz eines Erlebnisses größer und intensiver zu machen, damit sie wirklich Eindruck hinterlässt. Und eine Spur von Bedeutung und Wichtigkeit nach sich zieht (ach, wäre das wunderbar!) 

 

Willst du zum Beispiel ein Gefühl von Freiheit beschreiben. Autofiktion sagt: Geh raus, hol dir das schönste, wildeste Erlebnis in deinem Kopf und lass es eskalieren. Du darfst – nein, du sollst – das Gefühl dramatisieren. Vielleicht war der Roadtrip, den du beschreibst, in Wirklichkeit eine misslungene Fahrradtour von zwei Stunden. In deiner Story wird sie zum Gamechanger - übertrieben groß, weit und waghalsig (was bin ich für eine wilde Abenteurerin!).

Thema interessant? Check!

Mega-Vorteil von Autofiktion: Sie gibt dir den Raum, über dich hinauszuwachsen und gesellschaftliche Themen einzubinden, die dir am Herzen liegen. Du hast eine Meinung zu Gleichberechtigung, zum Muttersein, zur perfekten Karriere und den ganzen gesellschaftlichen Erwartungen? Dann ist Autofiktion dein Spielplatz.

 

Hier kannst du, ganz ohne Sachbuchcharme, die wirklich großen Themen ansprechen. Eine Biografie will meist das Leben „eins zu eins“ erzählen, aber eine Autofiktion lässt dich deine Erfahrung so schreiben, dass sie universell und zugänglich für andere wird. Du machst aus deinem mittelmäßigen Normalo-Leben eine richtig spannende Story. 

 

Du zeigst, was du denkst und fühlst, lässt deine Leser*innen in deine Gedankengänge eintauchen und machst so auf gesellschaftliche Entwicklungen aufmerksam, die vielleicht so noch nicht erkannt wurden. Und das ohne Mahnfinger, sondern durch Geschichten, die berühren und inspirieren.

Zeit ist so verdammt relativ

Die Autofiktion kennt keine Pflicht zur Chronologie, keine Verpflichtung, jedes Detail auf den Punkt zu bringen.

 

Ganz ehrlich, der wahre Spaß liegt doch im Springen: heute eine Erinnerung aus der Kindheit, morgen ein Gedanke aus dem letzten Jahr, übermorgen eine Zukunftsvision – was zählt, ist die Story.

 

Hier kann ein Thema wie die „Frage nach der guten Mutter“ (ja, das ist halt immer wieder mein Thema) quer durch Zeiten und Figuren beleuchtet werden, bis ein Gesamtbild entsteht. Nimm die Erkenntnisse und Erlebnisse, die damit zu tun haben, lass den Rest weg und dann setz den Fokus, den du willst.

 

Die Story bestimmt die Regeln – genau wie es sein sollte!

Autofiktion - I love you!

Leserinnen wollen keine minutiöse Lebensanalyse. Sie wollen inspiriert werden, und das gelingt durch Geschichten, die die Fantasie anregen.

 

Autofiktion ist nicht „echt“, aber ehrlich. Sie bietet Raum für Ideen, Visionen, Hoffnung und Erfahrungen, die im autobiografischen Schreiben schnell verloren gehen.

 

Durch die Mischung aus Fakt und Fiktion lässt die Autofiktion uns als Leserinnen eintauchen, nachdenken und uns im Erzählten wiederfinden.

 

Es geht um Resonanz, nicht um Realitätsabgleich.

Fazit: Erzähl lieber eine gute Geschichte

Autofiktion ist die perfekte Erzählform für alle, die die Erlebnisse ihres Lebens kreativ nutzen wollen, ohne sich zu entblättern.

 

Hier wird das Leben nicht seziert, sondern kunstvoll in Szene gesetzt – mal mit etwas mehr, mal mit weniger Realität.

 

Die Autofiktion ist dein Freibrief, dein Leben als Inspiration zu nehmen, es aber für das große Ganze zu dramatisieren und ein bisschen vom Erdboden abheben zu lassen.

 

Am Ende zählt nicht, was wahr ist, sondern was die Lesenden inspiriert. 

 

(by the way: Das Bild oben ist mit KI generiert). 

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